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Im ersten Anlauf gescheitert

25 Jahre hatte Friedrich Merz auf diesen Moment gewartet. Am Dienstagmorgen wähnte er sich endlich am Ziel. Doch dann verfehlte er zur Überraschung aller im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit im Bundestag. Ein beispielloser Vorgang: Noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik gab es sowas.

Nachdem der Weg zu dieser Wahl mitunter holprig war und die Beliebtheitswerte des Sauerländers seit dessen Wahlsieg im Februar in den Keller gingen, schien der Urnengang im Bundestag anfangs noch etwas Versöhnliches zu haben.

Olaf Scholz, der am Abend zuvor mit dem traditionellen Großen Zapfenstreich verabschiedet wurde, hatte verkündet, dass er für Merz stimmen werde. Vergessen schienen die oft erbitterten Rededuelle der beiden. Selbst Alt-Kanzlerin Angela Merkel wurde auf der Zuschauertribüne gesichtet, von wo aus sie die geplante Wahl ihres langjährigen Intim-Parteifeindes verfolgte.

Friedrich Merz. Foto: Liesa Johannssen/Bloomberg

In sicherem Abstand hatte auch Merz-Gattin Charlotte Platz genommen, eingerahmt von ihren beiden Töchtern. Charlotte Merz, eine resolute Richterin am Amtsgericht Arnsberg, gilt als treibende Kraft hinter dem politischen Aufstieg ihres Mannes und war schon immer der Meinung, dass Merz es besser kann als Merkel.

Merz-Vertraute vermuten die Abweichler in den Reihen der SPD, wo manche noch eine Rechnung offen haben mit Fraktionschef Lars Klingbeil. Dieser ließ verlauten, er habe nicht den geringsten Hinweis, dass die SPD nicht vollständig gestanden habe. 

Nun muss Merz beweisen, dass er gute Nerven hat. Wie es genau weitergeht, wann es einen nächsten Wahlgang gibt, ist noch unklar. Auch, ob er am heutigen Dienstag noch eine zweite Chance bekommen wird.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Annika Reichelt, Rainer Bürgin, Verena Sepp und Alexander Kell: Dienstagsbörse, Auto-Ausverkauf, begrenzte Spielräume, Elons Reich und ‘monolithisch links’.

Dienstagsbörse

Die Aktie von Hugo Boss hat heute bis zu 10% zugelegt. Der Quartalsumsatz des Modekonzerns sank währungsbereinigt zwar um 2%, fiel damit aber deutlich besser aus als befürchtet, wie die Deutsche Bank anmerkt. Boss bestätigte den Jahresausblick. Mit Blick auf die Trump-Zölle sehen sich die Metzinger “gut aufgestellt”, dank flexibler Beschaffungsstruktur. Ein anfängliches Plus von zeitweise fast 5% gab es bei den Titeln der Continental AG, die beim bereinigten Betriebsgewinn den stärksten Wert seit 2021 berichtete — dank Sparanstrengungen und wieder besserem Reifenabsatz. Später rutschte die Aktie im Abwärtstrend des Dax ins Minus. Mit der Unsicherheit nach der verpatzten Wahl von Merz zum Kanzler lag das Frankfurter Börsenbarometer im Mittagshandel knapp 2% unter dem gestrigen Schlusswert. In Zürich gab es bei Oerlikon den stärksten Kurssprung seit 15 Jahren. Der Schweizer Industrieausrüster will seinen Kunstfaser-Spezialisten Barmag an den Textilmaschinenhersteller Rieter verkaufen. Die Oerlikon-Aktie kletterte mit der Nachricht 25%. Bei den Titeln von Rieter überwog das Verkaufsinteresse. In den Niederlanden hat Philips (-2%) angesichts des Handelskriegs zwischen den USA und China den Margenausblick um einen Prozentpunkt gestutzt. In Reaktion auf Trumps Zölle will der Konzern die Produktion in den USA ausweiten. 

Auto-Ausverkauf

Wer in den USA einen Neuwagen kaufen will, könnte schon bald zu spät dran sein. Denn der Ansturm auf Neuwagen vor Inkrafttreten der von US-Präsident Donald Trump verhängten Autozölle führt derzeit zu einer raschen Verknappung des Angebots an zollfreien Fahrzeugen. Die Bestände seien im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 24% gesunken, sagte Jonathan Smoke, Chefökonom des Marktforschungsunternehmens Cox Automotive. Demnach reiche der Bestand der Autohändler nur noch für 61 Tage aus. Dies ist der niedrigste Stand seit fast zwei Jahren. Einige Autobauer schrauben bereits ihre Kaufanreize zurück, um ihre Lagerbestände zu schonen. “Ich dachte wirklich, dass diese Achterbahnfahrt erst Ende Mai stattfinden würde”, so Smoke. Das hat nicht nur einen Einbruch der Automobilkonjunktur im Sommer zur Folge, sondern auch Preisschocks für die Käufer. Das Marktforschungsunternehmen J.D. Power schätzt, dass die Zölle den US-Autoabsatz auf Jahresbasis um etwa 1,1 Millionen Einheiten oder rund 8% reduzieren werden. Ford rechnet in diesem Jahr mit einem Rückgang des bereinigten Betriebsgewinns um umgerechnet etwa 1,3 Milliarden Euro — und verzichtet daher auf eine Prognose für 2025.

Begrenzte Spielräume

Der Franken hat laut Notenbankchef Martin Schlegel stark aufgewertet. Damit rücken mögliche Reaktionen der SNB in den Fokus. An einer Veranstaltung über digitales Geld in Zürich bekräftigte Schlegel deshalb die Bereitschaft der Währungshüter, am Devisenmarkt zu intervenieren, wenn dies für die Preisstabilität notwendig sei. Die letzten verfügbaren Daten für das Schlussquartal 2024 zeigen jedoch, dass sich die Notenbank ein Jahr lang weitgehend aus den Devisenmärkten herausgehalten hat. Zwar könnten Zinssenkungen den Zufluss in den Franken bremsen, doch ist der Spielraum wegen des aktuellen Zinsniveaus von 0,25% begrenzt. Schlegel schloss Negativzinsen heute nicht aus, auch wenn die “niemand” möge. Mehr Lockerungsspielraum hat die EZB und wird diesen nach Einschätzung von Ratsmitglied Yannis Stournaras wohl auch nutzen. Allerdings sei die Unsicherheit groß und in einer solchen Situation dürfe man “keine großen Schritte unternehmen oder große Versprechungen machen”. Man werde bei jeder Sitzung die Daten betrachten. Die EZB hat seit Juni sieben Mal die Zinsen gesenkt und wird dies voraussichtlich bei ihrer nächsten Sitzung im Juni erneut tun.

Elons Reich

“Starbase, Texas, ist jetzt eine echte Stadt!”, verkündete Elon Musk am 4. Mai stolz auf X. Gemeint ist damit ein Gebiet unweit des SpaceX-Raketenstartplatzes, das am Wochenende den Status einer eigenen Stadt erhielt. Musk, der selbst ein Haus in der Memes Street besitzt, will der Stadt rund 2.400 Kilometer vom Weißen Haus entfernt nun seinen Stempel aufdrücken: Die rechtliche Verankerung der Werkssiedlung ermöglicht es SpaceX, auf seinem Wachstum aufzubauen und die Kontrolle über die Flächennutzung und die Entwicklung zu übernehmen. Musks Präsenz spiegelt sich bereits in der gesamten Gegend wider: SpaceX besitzt mittlerweile Hunderte Grundstücke mit Häusern, die in den Unternehmensfarben (Weiß, Grau und Schwarz) gestrichen sind. Die Rasenflächen sind gepflegt, Teslas stehen an den Straßenrändern und in den Einfahrten. Rund 260 SpaceX-Mitarbeiter leben in der Enklave an der Südspitze von Texas. Mit ihren Familien steigt die Gesamtbevölkerung auf fast 500. Die Gegend sehe heute ganz anders aus als noch vor ein paar Jahren, sagt Eddie Treviño, höchster gewählter Beamter im umliegenden Cameron County. “Für manche ist das inakzeptabel. Andere sind begeistert, dass dies das Gesicht des Fortschritts ist.”

‘Monolithisch links’

Trumps Feldzug gegen Universitäten geht in die nächste Runde. Das Weiße Haus hat Harvard mit Blick auf neue Forschungsgelder für nicht förderungswürdig erklärt. Der Zugang zu zusätzlichen Bundesmitteln sei erst dann wieder möglich, wenn die Uni “ein verantwortungsvolles Management” unter Beweis stelle, hieß es in einem Brief. Der Regierung zufolge hat es Harvard versäumt, Antisemitismus zu bekämpfen, akademische Strenge aufgegeben, ethnische Präferenzen auf dem Campus gefördert und sich zu einer “monolithisch linken” Institution entwickelt. Harvard hatte zuvor gegen die Regierung geklagt. Laut einem Sprecher der Universität ist der jüngste Brief der Trump-Administration eine “Vergeltungsmaßnahme”. Währenddessen dreht der US-Präsident weiter an seinem Zoll-Karussell. Er plant nun einen 100%-Zoll auf im Ausland produzierte Filme. In einem Beitrag auf Truth Social erklärte er gestern: “WIR WOLLEN WIEDER FILME, DIE IN AMERIKA GEDREHT WERDEN!” Trump stellte ausländische Produktionen auch als Bedrohung für die nationale Sicherheit dar und erklärte, andere Nationen würden Filme für Propaganda nutzen. Papiere von Disney und Co büßten daraufhin ein.

Was sonst noch so passiert ist:

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