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Sprengsatz im Sommerloch 

“Steuer-Hammer gegen Spitzenverdiener”, titelte der Münchner Merkur, “Streit um Steuererhöhungen für Reiche” Focus Online und “CSU blockiert Klingbeils Steuer-Plan für Gutverdiener” die Bild. SPD-Co-Chef Lars Klingbeils Äußerung im ZDF-Sommerinterview am Sonntag kam den Medien offensichtlich gerade recht, um das Sommerloch zu überbrücken.

In der Passage ging es um die Frage, wie der Finanzminister eine Lücke von 30 Milliarden Euro im Haushalt 2027 zu stopfen gedenke und um mögliche Steuererhöhungen. Klingbeil antwortete dabei mit der bekannten Position seiner Partei, dass “Menschen, die viel verdienen, einen Teil dazu beitragen müssen, dass diese Gesellschaft gerechter wird”, und dass in den anstehenden Haushaltsverhandlungen “keine Option vom Tisch genommen wird”.

Lars Klingbeil bei der Vorstellung seiner Haushaltsplanung im Juli. Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg

Mehrere Unionspolitiker, darunter Kanzleramtsminister Thorsten Frei, räumten Klingbeils Vorstoß Anfang der Woche prompt ab — der Koalitionsvertrag sehe keine Steuererhöhungen vor. Das weiß natürlich auch Klingbeil, und er weiß auch, dass seine Attacke auf die Reichen ihm einige Schlagzeilen einbringen würde. Angesichts der Umfragewerte seiner Partei — 13–15% — kann man dem Sozialdemokraten kaum übel nehmen, dass er versucht, seine Klientel zu erreichen.

Es ist dennoch kein gutes Zeichen für die noch junge Koalition, dass Klingbeil sich bereits zu einer solchen Provokation genötigt sieht. Denn die wirklich großen Brocken — wie die Reform der Sozialsysteme und Kürzungen von Subventionen — stehen noch bevor. Die geplante Verschuldung des Bundes ist so groß, dass sie laut Bloomberg Economics sogar den Zinssenkungszyklus der EZB umkehren könnte.   

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Verena Sepp, Rainer Bürgin, Alexander Kell und Stephan Kahl: Kein Staat zu machen, mögliche Börsenneulinge, Bank-Umzüge im Trend, Druck auf Orban und Geruch des Todes.

Kein Staat zu machen

Bei ihrem Versuch, sich günstiger refinanzieren zu können, hat die EU wieder einen Rückschlag hinnehmen müssen. Der US-Börsenbetreiber Intercontinental Exchange wird die gemeinsamen Schulden des Staatenverbundes nicht in seine Staatsanleihenindizes aufnehmen. In einer Kundenmitteilung, welche Bloomberg vorliegt, begründet die in Atlanta ansässige ICE ihre Entscheidung damit, dass kein Konsens über die Klassifizierung der EU als Emittentin erzielt werden konnte. Die ausgabenfreudige EU wird derzeit von großen Indexanbietern als supranationale Einheit eingestuft. Diese Abfuhr reiht sich in eine ganze Serie ein und kommt zu einem kritischen Zeitpunkt für die Zukunft der gemeinsamen EU-Kreditaufnahme. Nach der mancherorts als “Hamilton-Moment” gepriesenen gemeinsamen Verschuldung anlässlich der Corona-Pandemie fordern die EU-Kommission und insbesondere die südlichen EU-Länder einen Nachschlag. Andere Mitgliedstaaten lehnen dies jedoch ab, da sie darin eine Subventionierung ausgabenfreudiger Mitglieder sehen. Finanzmarkt-Schwergewichte wie Philipp Hildebrand, Vice-Chairman von BlackRock, bedauern das.

Mögliche Börsenneulinge

Das Parkett ruft vielleicht doch. Die Eigentümer von Stada haben dem Vernehmen nach ihre Pläne für einen Börsengang wieder aufgenommen, nachdem Gespräche über einen möglichen Verkauf an den Londoner Finanzinvestor CapVest Partners ins Stocken geraten sind. Bain Capital und Cinven, die den Generikahersteller aus Bad Vilbel bei Frankfurt gemeinsam kontrollieren, bereiten demnach eine Erstnotiz des Unternehmens womöglich schon für Oktober vor. Bei den Verhandlungen mit CapVest sollte Stada einschließlich Schulden mit rund 10 Milliarden Euro bewerten werden, die Gespräche kamen wegen Differenzen über den Preis und die Struktur des Angebots jedoch ins Stocken. Deshalb kehren Bain und Cinven nun zu ihrem bevorzugten Ausstieg zurück: dem IPO. Zwar sind die Verhandlungen mit CapVest festgefahren, doch die Lage bleibt beweglich. Möglicherweise könnten die Parteien ihre Differenzen doch noch überwinden, ist zu hören. Auf einen potenziellen Börsengang bereitet sich unterdessen auch Canva vor. Das australische Design-Software-Startup setzt auf künstliche Intelligenz als Wachstumsmotor.

Bank-Umzüge im Trend

In der deutschen Finanzbranche wird weiter kräftig umgezogen. Nachdem zuletzt in Frankfurt unter anderem DekaBank und Citigroup neue Räume bezogen hatten, ist nun als nächstes Berenberg in Hamburg an der Reihe. Schon im kommenden Monat will die Privatbank ihr neues Gebäude in der City Nord beziehen, wie Philipp Söchtig, Head of Corporate Development, jetzt im Bloomberg-Interview erklärte. Gemietet werden rund 20.000 Quadratmeter. Ihren bisherigen Standort an der Binnenalster gibt die Bank nach rund 50 Jahren auf. Keine Veränderung gibt es hingegen bei der Antwort auf die Frage, in welchem Bereich des öffentlichen Sektors die Top-Manager das meiste Geld verdienen. Es sind die Vorstände der Sparkassen, wie eine am Mittwoch veröffentlichte Studie der Zeppelin Universität Friedrichshafen zeigt. Demnach liegt die durchschnittliche Gesamtdirektvergütung dort bei 402.000 Euro pro Kopf, wovon 43.000 Euro auf variable Vergütungsbestandteile entfallen.

Druck auf Orban

Nach Gesprächen mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und europäischen Staats- und Regierungschefs hat Donald Trump am Montag Viktor Orban angerufen. Wie darüber informierte Kreise berichten, hatten die Europäer den US-Präsidenten gebeten, seinen Einfluss auf Orban geltend zu machen, um den rechtsnationalen Regierungschef dazu zu bewegen, seinen Widerstand gegen den ukrainischen Beitrittswunsch fallen zu lassen. Kiew drängt auf eine Aufnahme in die politische und wirtschaftliche Union als Teil eines Sicherheitspakets, das Russland von weiteren Gebietsgewinnen abhalten soll, falls ein Waffenstillstand zustande kommt. Auf Facebook ließ Orban inzwischen erkennen, dass er seinen Widerstand gegen einen EU-Beitritt der Ukraine nicht aufzugeben gedenkt. Noch in dieser Woche soll ein Paket mit Sicherheitsgarantien für Kiew Gestalt annehmen. Bei einer Zusammenkunft am Dienstag zwischen den Europäern stand laut mit der Angelegenheit vertrauten Personen das Vorhaben im Mittelpunkt, im Rahmen eines Friedensabkommens britische und französische Truppen in die Ukraine zu schicken. Etwa zehn Länder seien bereit, Truppen zu entsenden, hieß es.

Geruch des Todes

Für viele Ermittlungen sind Leichenspürhunde unerlässlich. Obwohl die forensische Technologie Fortschritte macht, gibt es bislang noch kein Werkzeug, das mit den Fähigkeiten eines ausgebildeten Hundes mithalten kann. Auch bei der steigenden Zahl von Naturkatastrophen kommen die Vierbeiner zum Einsatz. Die Tiere müssen jedoch trainiert werden — und das ist problematisch. Die Verwendung menschlicher Überreste ist in den meisten europäischen Ländern streng reguliert und in der Regel auf wissenschaftliche oder medizinische Forschung beschränkt. Der Pharmakonzern Merck hat sich diesem Konflikt angenommen und forscht seit einem Jahrzehnt an synthetischem Leichengeruch — ohne großes Marketing, verständlicherweise. Das Geschäft macht zwar nur einen winzigen Teil des Portfolios aus, die Darmstädter gehören aber in dem Nischensegment zu den bedeutendsten Akteuren. Die Proben für Spürhunde sind noch längst nicht ausgereift, und auch allgemein ist die Wissenschaft des Geruchs äußerst unerforscht. KI könnte in Zukunft helfen.

Hier geht es zum Video über Mercks Leichengeruch.

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