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(Fast) alles im grünen Bereich

In den Schlagzeilen ist häufig von einer Abschwächung des Arbeitsmarktes und der Konjunktur die Rede. Von Zöllen, die sich nach und nach auf Gewinne, Konsumausgaben und den Welthandel auswirken. Doch eine Zinssenkung der US-Notenbank steht unmittelbar bevor, weshalb Anleger bei thematischen Positionen volles Risiko gehen.

Bloombergs Monitor für Momentum und Trends bei globalen Aktien zeigt nicht nur eine positive Ausrichtung der meisten weltweit führenden Aktienbarometer: Vom Golden Dragon Index über den Hang Seng Index und den S&P 500 Index bis hin zum Dow Jones Index notieren alle mit überwiegend positivem Momentum und nahe ihren Höchstständen im Sinne von kurz- und mittelfristiger Handelsspanne.

Quelle: Bloomberg

Darüber hinaus ist das thematische Bild so optimistisch wie seit Monaten nicht mehr. Fast alle Themen befinden sich im positiven Momentum-Bereich, zeigen kurzfristige Aufwärtstrends, erreichen Spannenhochs und sind in vielen Fällen überkauft. Bitcoin-sensitive Werte, Memes und Retail-Favoriten sind erneut die führenden Performance-Quellen, dicht gefolgt von Themen mit hohem Beta zum Gesamtmarkt, Wachstumsaktien oder die qualitativ eher zweifelhaften Unternehmen mit hoher Sensibilität für Verschuldung. 

Das einzige Thema, das nahe seiner kurz- und längerfristigen Tiefststände notiert, ist Stagflation. Insgesamt betrachtet ist der Höhenflug möglicherweise noch nicht zu Ende. “Hyperduration ist das, was man bei Zinssenkungen kauft. Ich betrachte nur das Verhältnis zum SPX und es sieht nach einer weiteren Junk-Rally von 8-15% aus, um wieder auf relative Höchststände zu kommen”, bemerkt Goldman-Sachs-Händler Paolo Schiavone.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Annika Reichelt, Alexander Kell, Verena Sepp und Stephan Kahl: Weitestgehende Einigkeit, Luxusprobleme, Immobilien gefragt, gutes Geld und Epsteins E-Mails.

Weitestgehende Einigkeit

Der EZB-Rat ist dem Vernehmen nach überzeugt, dass keine weiteren Zinssenkungen nötig sind, um eine Inflationsrate von 2% zu erreichen – obgleich neue Projektionen für die kommenden zwei Jahre ein Unterschreiten dieser Marke erwarten lassen. Ohne erneute Schocks dürften die Finanzierungskosten für einige Zeit unverändert bleiben, erfuhr Bloomberg aus EZB-Kreisen. Eine Senkung auf der Oktober-Sitzung gilt damit als praktisch ausgeschlossen. Im Dezember will der Rat im Lichte neuer Quartalsprognosen, die erstmals auch das Jahr 2028 umfassen, die Lage neu prüfen. Die Zweifel an weiteren Lockerungen decken sich mit den Markteinschätzungen. Anleger rechnen nach dem gestern erneut unverändert gelassenen Einlagensatz von 2% nicht mit zusätzlichen Senkungen. Auch Analysten teilen diese Sicht. Nicht aber alle Ratsmitglieder: Der Franzose François Villeroy de Galhau, dessen Land unter einer Schuldenkrise ächzt, hält es für “durchaus möglich, dass es bei den kommenden Sitzungen zu einer weiteren Zinssenkung kommt“, wie er gegenüber BFM Business sagte. “Einige von uns, darunter auch ich, haben die Abwärtsrisiken für die Inflation in naher Zukunft betont.”

Luxusprobleme

Unter dem Modedesigner Giorgio Armani war das gleichnamige Unternehmen viele Jahrzehnte unabhängig. Mit seinem Ableben könnte sich das ändern. In seinem Testament hat der Italiener die in Privatbesitz befindliche Giorgio Armani SpA seiner Stiftung, engen Familienmitgliedern und dem langjährigen Vertrauten Leo Dell’Orco vermacht. Es beginnt damit ein Prozess, der langfristig zur Eingliederung der Marke in einen größeren Konzern führen könnte. Die Stiftung darf innerhalb von 18 Monaten eine erste Beteiligung von 15% an LVMH, EssilorLuxottica, L’Oréal oder ein vergleichbares Unternehmen verkaufen. Laut einem Sprecher von EssilorLuxottica wird der Hersteller von High-End-Brillen einen möglichen Kauf einer Beteiligung an Armani “sorgfältig prüfen”. Wie die gesamte Luxusbranche leidet auch Armani unter stagnierendem Umsatzwachstum. Schwächelnde Nachfrage nach Luxusgütern und Kunstwerken machte auch dem Auktionshaus Sotheby’s im vergangenen Jahr zu schaffen. Die Einnahmen aus Provisionen und Gebühren fielen um fast 20%. Die Gesamterlöse sanken auf 1,13 Milliarden Dollar — von 1,36 Milliarden Dollar im Jahr zuvor. 

Immobilien gefragt

Die Genossenschaftsbanken rechnen damit, dass sich mehr Deutsche den Traum von den eigenen vier Wänden erfüllen werden. Das geht aus einer Umfrage unter Vorständen der 277 Volks- und Raiffeisenbanken im Genoverband hervor, die Bloomberg News vorab vorlag. Demnach erwarten 70% der Genobanken beim Finanzierungsvolumen ihrer privaten Kunden für Wohnimmobilien im Jahr 2025 einen Anstieg gegenüber dem Vorjahr, und auch für 2026 sehen viele einen weiteren Aufwärtstrend. Zum einen sei bei den Bauzinsen kein deutlicher Rückgang zu erwarten, zum anderen würden die Mieten steigen. “Wer es sich leisten kann, aber seit der Zinswende im Juli 2022 die Entwicklung abgewartet hat, entschließt sich deshalb jetzt immer häufiger zum Kauf”, erklärte Michael Hoeck, Vorstandschef des Genoverbands. Dass das Interesse an Wohnimmobilien zuletzt gestiegen ist, legen auch Daten der deutschen Pfandbriefbanken nahe. Demnach kletterten beispielsweise die Preise für Wohnimmobilien in Frankfurt im zweiten Quartal um 6,4%, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum.

Gutes Geld

Künstliche Intelligenz ist für die Welt ein Umbruch — und ein Umbruch in sich. Die chinesischen Tech-Riesen Alibaba und Baidu nutzen nach Informationen der Publikation The Information inzwischen auch eigene Chips für das Training ihrer KI-Modelle. Damit ersetzen sie teilweise Nvidia — ein weiteres Zeichen für die Entkopplung der chinesischen KI-Entwicklung vom westlichen Halbleitermarkt. OpenAI ist auf dem Weg zu einem klassischen gewinnorientierten Unternehmen kurz vor einem Deal mit Microsoft. Mit dem größten Anteilseigner habe man Eckpunkte skizziert, die der eigenen Non-Profit-Struktur einen Anteil von mindestens 100 Milliarden Dollar am Eigenkapital einräumen würden, hieß es. Bei einer Transaktion könnten OpenAI-Manager ihre Anteile womöglich zu einer Firmenbewertung von 500 Milliarden Dollar versilbern. In Großbritannien planen OpenAI und Nvidia Milliardeninvestments in Rechenzentren. Das Coding-Startup Replit, das auch Laien das Programmieren von Computerspielen und Apps ermöglicht, wurde in einer Finanzierungsrunde gerade mit 3 Milliarden Dollar bewertet. Auch dies belegt, wie lukrativ die Branche derzeit ist. Wer sich als Top-Manager da nicht selbständig macht, könnte sich damit um die Chance auf Schloss und Gärtner bringen. Der KI-Chef des Firmensoftware-Spezialisten Databricks will dem Vernehmen nach seinen Posten aufgeben, um ein neues Unternehmen zu gründen. Ziel sei es, einen neuartigen Computertyp zu entwickeln, der die KI-Kosten drücken soll.

Epsteins E-Mails

Ein Datensatz mit über 18.000 bislang unveröffentlichten E-Mails aus Jeffrey Epsteins privatem Yahoo-Konto zeigt, dass die Verbindung zwischen dem verstorbenen Sexualstraftäter und der wegen Menschenhandels verurteilten Britin Ghislaine Maxwell enger war, als sie öffentlich zugab. Die Korrespondenz, die Bloomberg einsehen konnte, erstreckt sich über zwei Jahrzehnte, mit besonders intensivem Kontakt zwischen 2005 und 2008: In dieser Zeit tauschten beide mindestens 650 Nachrichten aus. Die E-Mails belegen, dass Maxwell juristisch eingebunden war, als Epstein mit Staatsanwälten über einen Deal verhandelte. Zudem pflegte sie sein Netzwerk, verschickte Einladungen auf seine Privatinsel oder in seinen Jet. Es wurden Geschenke und Zahlungen von rund 1,8 Millionen Dollar dokumentiert – darunter ein 71.000-Dollar-Lexus für Epsteins Anwalt Alan Dershowitz. Die Nachrichten offenbaren auch Epsteins kaltes Vorgehen: Assistentinnen schickten Fotos möglicher Opfer, seine Reaktionen fielen knapp (“ja” oder “nein”) oder abwertend aus. US-Präsident Donald Trump taucht nur am Rande auf, als Epstein 2006 seinen Namen von einer Liste streichen ließ. Deren Bedeutung ließ sich nicht feststellen. Nach Epsteins Inhaftierung flaute der Kontakt zu Maxwell ab, nahm 2014 jedoch wieder zu, als sie eigene Ermittlungsrisiken fürchtete und aktiv Informationen über Opfer sammelte.

Was sonst noch so passiert ist:

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