Five Things: Germany
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Der Fiskus will stets seinen Teil 

Siemens bastelt an der Abspaltung eines Großteils des 71%-Anteils an Healthineers — und die Aktionäre jubeln: Kursplus von rund 4% auf die Meldung. Eine solche Struktur ist doch ein No-brainer, wie der Angelsachse sagt.

Den Siemens-Aktionären gehört der Anteil an Healthineers ohnehin. Bei überschaubaren Synergien muss man sich fragen, warum nicht schon früher eine stärkere Entflechtung des Siemens-Konglomerats auf diesem Wege betrieben wurde, statt im Schneckentempo kleine Pakete zu platzieren.

Die britische Finanzministerin Rachel Reeves (links) schaut in die Röhre eines Magnetresonanztomographen (MRT) von Siemens Healthineers. Foto: Chris Ratcliffe/Bloomberg

Auch bei Mercedes forderten Aktionäre bereits die Ausschüttung des Rests der Daimler-Truck-Aktie an die Investoren des Mutterkonzerns. Ähnliches lässt sich bei VW und Traton vorstellen.

Doch der Teufel ist bekanntlich ein Eichhörnchen — in diesem Fall Deutschlands Steuergesetze. Bislang hat kein großer deutscher Konzern einen solchen Schritt gewagt, denn die Ausschüttung einer bereits gelisteten Tochter an die Aktionäre des Mutterkonzerns löst per se eine Quellensteuer aus. Dass es sich um eine Sachdividende und nicht um Cash handelt, spielt dabei keine Rolle.

Hätte Siemens den Mut und eine Lösung, diesen Weg als Erster zu gehen, fände das sicher Nachahmer. Ansonsten bleibt nur das Meckern über die deutsche (Steuer-)Bürokratie, die Veränderungen blockiert.

Wer bis hierher gelesen hat: Glückwunsch — das Thema ist für Feinschmecker. 

Und für Siemens-Aktionäre.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Annika Reichelt, Rainer Bürgin, Stephan Kahl und Alexander Kell: KI-Milliarden, Auto-Dynamik, nichts wie weg, weiter aufwärts und überall Sparzwänge.

KI-Milliarden

Die Kölner KI-Übersetzungsplattform DeepL zieht informierten Kreisen zufolge einen Börsengang in den USA in Betracht. Das Unternehmen habe dazu erste Gespräche mit potenziellen Beratern geführt, ein IPO könne bereits 2026 erfolgen. Wie zu hören ist, könnte DeepL im Rahmen des Listings eine Bewertung von bis zu fünf Milliarden Dollar anstreben. Die endgültige Bewertung werde jedoch von der Nachfrage der Investoren sowie von den Marktbedingungen abhängen. Bei einer Finanzierungsrunde im vergangenen Jahr war das Unternehmen mit rund zwei Milliarden Dollar bewertet worden und hatte dabei 300 Millionen Dollar eingesammelt. Die Überlegungen seien jedoch noch nicht abgeschlossen. Sowohl der Zeitpunkt als auch der genaue Börsenplatz könnten sich noch ändern, erfuhr Bloomberg von den Insidern. OpenAI hat indes einen milliardenschweren Deal abgeschlossen: Mitarbeiter und Ex-Mitarbeiter haben Aktien im Wert von rund 6,6 Milliarden Dollar verkauft — dem Vernehmen nach auf Basis einer Bewertung von 500 Milliarden Dollar. Damit hat sich der Entwickler des KI-Modells ChatGPT an die Spitze der wertvollsten Startups der Welt gesetzt und SpaceX von Elon Musk überholt.

Auto-Dynamik

Chinesische Autobauer haben im August einen Rekordanteil von 9,8% am europäischen Hybridmarkt erobert — ein weiterer Schritt nach vorn in einem Segment, das für Käufer wie Hersteller zunehmend an Bedeutung gewinnt. Die Zahlen des Marktforschers Dataforce belegen das vierte Mal in diesem Jahr, dass chinesische Marken im Segment einen neuen Höchststand erreicht haben. Beim Absatz von reinen Elektroautos kamen sie im August auf 9,6% — ein leichter Rückgang gegenüber Juli. Hersteller wie BYD und die SAIC-Marke MG drängen mit erschwinglichen und konkurrenzfähigen Modellen auf den wachsenden europäischen E-Auto-Markt und setzen damit Platzhirsche wie die Volkswagen-Gruppe und Stellantis unter Druck. Der Multi-Marken-Konzern um Fiat und Opel erwägt dem Vernehmen nach indessen den Verkauf seiner Carsharing-Sparte Free2move. Die Stellantis-Aktie klettert heute in Mailand fast 8% angesichts der Nachricht, dass der Jeep-Hersteller in den USA ein Q3-Absatzplus von 6% berichtet hat. Renault und der chinesische Hersteller Chery Automobile verhandeln über eine Zusammenarbeit bei Produktion und Vertrieb von Autos in Südamerika, wie darüber informierte Kreise berichten. 

Nichts wie weg

Nichts wie weg — das denken sich derzeit offenbar viele Regionalbanken, wenn es um Kredite für die Luftfahrt geht. So gab zunächst die NordLB vor gut einem Jahr bekannt, dass sie die Finanzierung von Flugzeugen und Triebwerken einstelle. Sie kündigte an, 1,7 Milliarden Euro an entsprechenden Krediten verkaufen zu wollen, und zwar an die Deutsche Bank. Heute dann die Nachricht, dass die Hamburg Commercial Bank ihr entsprechendes Portfolio ebenfalls an die Deutsche Bank veräußert. Mit der Helaba hat noch eine dritte Regionalbank ihren Rückzug aus dem Luftfahrtsektor signalisiert. Auf Expansionskurs ist indes die NordLB, wenn auch in einer anderen Branche. Die Bank hat ein Joint-Venture gegründet, über das sich institutionelle Anleger an Nachrangkapital im Immobiliensektor beteiligen können und so Zugang zu potenziell höheren Renditen erhalten, wie Bloomberg exklusiv erfahren hat. Als potenzielle Investoren hat die NordLB unter anderem Versicherer und Family Offices ins Visier genommen. Bei Erfolg winken der Bank zusätzliche Provisionserträge.

Weiter aufwärts

Goldman Sachs bleibt optimistisch für die Entwicklung des Goldpreises und sieht weiteres Aufwärtspotenzial, getrieben durch eine verstärkte Nachfrage privater Anleger und Käufe von Zentralbanken. Analysten um Daan Struyven verweisen auf überraschend starke Zuflüsse in goldgedeckte ETFs, die die bisherigen Modellannahmen übertroffen hätten. Das Potenzial für private Anleger, ihre Portfolios stärker in Richtung Gold zu diversifizieren, stelle ein “großes Aufwärtsrisiko” für die Preisprognose der Bank dar, die bei 4.000 Dollar je Unze Mitte 2026 und 4.300 Dollar je Unze Ende kommenden Jahres liegt. Bereits vor einem Monat hatte Goldman darauf hingewiesen, dass Gold die Marke von 5.000 Dollar erreichen könnte, sollten nur 1% des privat gehaltenen US-Treasury-Markts in das Edelmetall umgeschichtet werden. Gold ist in diesem Jahr fast 50% gestiegen. Damit hat das Edelmetall das inflationsbereinigte Rekordniveau von 1980 übertroffen. Seit Ende August hat Gold rund 12% zugelegt und liegt aktuell bei etwa 3.883 Dollar pro Unze. Rückenwind kam zuletzt vom US-Regierungsstillstand.

Überall Sparzwänge

Bei einer Koalitionsklausur von Kanzler Friedrich Merz kam es zu einem symbolträchtigen Zwischenfall: Verkehrsminister Patrick Schnieder kollabierte, konnte das Krankenhaus aber schnell wieder verlassen. Politisch brachte das zweitägige Treffen in der Villa Borsig letztlich keine Einigung in zentralen Fragen. Knapp fünf Monate nach Amtsantritt ringen die Koalitionspartner weiter um Konsens. Strittig blieben Klimapolitik, mögliche Sozialkürzungen sowie Sanktionen gegen Israel. Auch beim Verbrennerverbot ab 2035 bleibt die Koalition gespalten: Merz will den Plan stoppen, Vizekanzler und Finanzminister Lars Klingbeil unterstützt ihn. Beschlossen wurde letztlich nur ein Modernisierungsprogramm, das Verwaltungskosten von bis zu 16 Milliarden Euro einsparen soll. Sparen will auch die Trump-Administration und zu diesem Zwecke den US-Regierungsstillstand nutzen. Der Haushaltsdirektor des Weißen Hauses, Russell Vought, hat über sein Büro die Bundesbehörden angewiesen, Pläne für Massenentlassungen über die üblichen Zwangspause hinaus vorzulegen. Der republikanische Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, sprach von einer Chance, Maßnahmen umzusetzen, die sonst keine Zustimmung der Demokraten fänden.

Was sonst noch so passiert ist:

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