Five Things: Germany
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Entkopplung ‘unmöglich’

Mercedes-CEO Ola Källenius hat die Bedeutung der Handelsbeziehungen Europas sowohl mit den USA als auch mit China bekräftigt. Diese seien wichtig, um Wertschöpfung und Arbeitsplätze hierzulande zu sichern. Ein Entkoppeln von China sei “unmöglich”, sagte Källenius am Vormittag bei der Berlin-Global-Dialogue-Konferenz.

Fein austarierte Lieferketten seien die Grundlage einer globalen Marktwirtschaft. “Wenn Sie glauben, sich in eine Festung zurückziehen zu können, leben Sie in einer Illusion”, appellierte der Mercedes-Chef an die Politik. Sollten westliche Länder versuchen, China aus Schutz- oder Sicherheitsgründen aus den globalen Lieferketten auszuschließen, würden die Autopreise zwangsläufig steigen.

Mercedes-Chef Ola Källenius. Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg

In der Mercedes-Zentrale in Untertürkheim und andernorts stellen sich Krisenteams derweil auf solche Szenarien ein. Autobauer in ganz Europa bemühen sich, Produktionsausfälle zu verhindern — ausgelöst durch die jüngste Auseinandersetzung um Nexperia, einen bis dahin wenig bekannten niederländischen Halbleiterhersteller. China hat mit einem Exportverbot für Lieferungen aus den Nexperia-Werken im Land reagiert, nachdem die niederländische Regierung die Kontrolle über das chinesisch geführte Unternehmen übernommen hatte.

Der Streit hat in der ohnehin schon schwer gebeutelten europäischen Autoindustrie weitere Sorgen ausgelöst, da Nexperia-Chips in vielen zentralen Fahrzeugsystemen verbaut werden. Hersteller wie Mercedes, Volkswagen sowie Zulieferer wie Bosch und ZF Friedrichshafen arbeiten fieberhaft daran, alternative Bezugsquellen zu sichern und drohende Produktionsstopps zu vermeiden.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Verena Sepp, Annika Reichelt, Alexander Kell und Stephan Kahl: Aufwärtstrend, harte Haltung, Aderlass, kniffelig und Energie-Poker.

Aufwärtstrend

Berlin dürfte sich über die heutige Nachricht gefreut haben: Die Aktivität in der Privatwirtschaft ist im Oktober überraschend auf den höchsten Stand seit Mai 2023 gestiegen. Der Composite-Einkaufsmanagerindex von S&P Global erreichte 53,8 Zähler — deutlich über der Schwelle von 50 Punkten, die Expansion von Schrumpfung trennt. Von Bloomberg befragte Analysten hatten nach dem September-Wert von 52 mit einem Rückgang auf 51,5 gerechnet. Den Ausschlag gab ein starker Dienstleistungssektor. “Das sind gute Voraussetzungen für Wachstum im vierten Quartal”, konstatierte Cyrus de la Rubia, Volkswirt bei der Hamburg Commercial Bank. Auch die EZB beobachtet die Entwicklung mit Blick auf ihren weiteren Zinspfad. Von Bloomberg befragte Ökonomen erwarten, dass die Zentralbank den Leitzins bis 2027 unverändert bei 2% belässt. Die Währungshüter zeigten sich bislang zufrieden mit dem Tempo des Preisanstiegs und der robusten Wirtschaft Europas. So wird auch für die kommende Sitzung nächste Woche keine Veränderung erwartet. Völlig ausgeschlossen sind weitere Schritte jedoch nicht, schließlich herrschen einige Unsicherheiten, darunter die Krise in Frankreich.

Harte Haltung

Die EU diskutiert über den Einsatz ihres mächtigen Instruments gegen Zwangsmaßnahmen (ACI) gegen China. Emmanuel Macron forderte auf dem EU-Gipfel in Brüssel, alle Optionen zu prüfen, falls Peking seine geplanten Exportbeschränkungen für kritische Rohstoffe nicht lockert. Frankreichs Präsident nannte die chinesischen Schritte “wirtschaftliche Nötigung”, da die Beschränkungen — insbesondere bei seltenen Erden — Europas Industrie und Sicherheit bedrohen. Bundeskanzler Friedrich Merz bestätigte die ACI-Diskussionen; die Entscheidung liegt nun bei der EU-Kommission. Unterdessen hat US-Präsident Donald Trump alle Handelsverhandlungen mit Kanada sofort gestoppt. Trump reagierte damit erzürnt auf eine Werbekampagne der kanadischen Provinz Ontario, die Zitate des verstorbenen Präsidenten Ronald Reagan nutzte, um Washingtons Zollagenda zu kritisieren. Trump begründete den Schritt auf Truth Social mit “ungeheuerlichem Verhalten” und erklärte: “Zölle sind sehr wichtig für die nationale Sicherheit und die Wirtschaft der USA.” Der Kurs des kanadischen Dollars fiel nach Trumps Ankündigung.

Aderlass

Wie die deutsche staatliche Entwicklungsbank KfW jetzt noch einmal betont hat, sind die Mittel für Entwicklungszusammenarbeit in fast allen Ländern rückläufig. Das bleibt nicht ohne Folgen — auch bei der KfW selbst. Dort sollen etwa 100 Vollzeitstellen wegfallen. Der Abbau entspricht rund 10% der Mitarbeiter, wie eine Sprecherin der KfW gegenüber Bloomberg News erklärte. Die Reduzierung soll “im Rahmen der natürlichen Fluktuation” bis 2029 erreicht werden. Zudem ist geplant, Prozesse zu vereinfachen und die Digitalisierung voranzutreiben. Die KfW unterstützt die Bundesregierung seit über 60 Jahren dabei, ihre Ziele in der Entwicklungspolitik und in der internationalen Zusammenarbeit zu erreichen, wie auf der eigenen Website zu lesen ist. Ein kleiner Lichtblick: Die Bank will rückläufige Mittel aus dem Bundeshaushalt durch einen höheren Anteil an Kreditzusagen aus KfW-Eigenmitteln kompensieren. Zugleich betont sie, dass bei den finanzierten Projekten deutsche und europäische Interessen noch stärker berücksichtigt werden sollen.

Kniffelig

Die EU hat ihre Entscheidung, ob eingefrorene Vermögenswerte der russischen Zentralbank zur Unterstützung der Ukraine genutzt werden sollen, auf Dezember verschoben. Belgien verlangt größere Zusicherungen, nicht für Risiken im Zusammenhang mit den geplanten Krediten über 140 Milliarden Euro haftbar gemacht zu werden. Der Grund: Der Großteil der eingefrorenen Gelder liegt bei der in Brüssel ansässigen Abwicklungsstelle Euroclear. Nach den derzeit diskutierten EU-Plänen soll die Ukraine Darlehen erhalten, die durch eingefrorene russische Vermögenswerte besichert sind. Der belgische Premier Bart De Wever verlangt eine “vollständige Vergemeinschaftung des Risikos” für den Fall, dass Moskau Ansprüche auf die Vermögenswerte geltend macht. Er forderte rechtsverbindliche Garantien, dass alle Mitgliedstaaten anteilig zahlen, falls die Gelder zurückerstattet werden müssen. Friedrich Merz hat sich indessen zuversichtlich gezeigt, dass die USA die deutsche Tochtergesellschaft von Rosneft von den jüngsten Washingtoner Sanktionen gegen Russland ausnehmen werden. Berlin hatte die deutschen Vermögenswerte des russischen Ölriesen nach Moskaus Einmarsch in die Ukraine unter eine vorübergehende Treuhandverwaltung gestellt, ohne das Unternehmen zu verstaatlichen. Mehrere Ölhandelsfirmen, Banken und Ölkonzerne haben dem Vernehmen nach gedroht, ihre Geschäftsbeziehungen zu beenden.

Energie-Poker

Europas Weg zur Klimaneutralität wird steiniger: Viele Mitgliedstaaten warnen, dass die steigenden Kosten zur Senkung der Emissionen ihre Volkswirtschaften stark belasten könnten. Beim Gipfel in Brüssel einigten sich die Staats- und Regierungschefs am Donnerstag auf Rahmenbedingungen, die zentrale Industriezweige stärker unterstützen, Bürokratie abbauen und nationale Interessen berücksichtigen, um die Zustimmung aller großen Mitgliedstaaten zu sichern. Die Europäische Kommission hatte vorgeschlagen, die Treibhausgasemissionen bis 2040 um rund 90% gegenüber 1990 zu senken. Deutschland und Frankreich drängen auf Schutz energieintensiver Branchen, während etwa Finnland und Schweden Änderungen in der Forstwirtschaft fordern. Ein Treffen der EU-Umweltminister ist für den 4. November angesetzt, bei dem ein Beschluss zum 2040-Ziel erwartet wird. Anschließend sollen Verhandlungen mit dem Europäischen Parlament über die Umsetzungsgesetze beginnen, darunter Gebäudesanierungen, Energiequellen und Industriepolitik. Das Ergebnis des Gipfels gilt als wichtiger Schritt zur Vorbereitung einer gemeinsamen EU-Position für den COP30-Klimagipfel Mitte November in Belém, Brasilien. Ende 2025 will die EU-Kommission überarbeitete Vorschläge zum ETS2 — dem geplanten zweiten EU-Emissionshandelssystem für Gebäude und Verkehr — sowie zum Verbrennerverbot vorlegen.

Hier geht es zum Video über Europas Klima-Dilemma

Was sonst noch so passiert ist:

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