Five Things: Germany
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Die Konsolidierung ist nicht in Sicht

Die Korrektur an den Aktienmärkten, vor allem in den USA, aber auch in Europa, hat in dieser Woche nicht nur einen Tiefpunkt bei den Kursen, sondern auch bei der Stimmung und den fundamentalen Annahmen erreicht.

Was sich in den letzten Wochen bereits abzeichnete, hat sich in dieser Woche weiter konkretisiert. Grundsätzlich durchlaufen die Aktienmärkte derzeit zwei Prozesse, die sich gegenseitig antreiben und eine Konsolidierung erschweren.

Zum einen scheint kein Zweifel mehr daran zu bestehen, dass sich das grundlegende Narrativ verschoben hat. Das Bestreben der neuen US-Administration, die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen mit Hilfe von Zöllen grundlegend zu verändern und dabei auch eine mögliche Rezession in Kauf zu nehmen, ist nicht mehr zu leugnen. Die Unsicherheit, wer wann mit welchen Zöllen und Gegenzöllen zu rechnen hat, erschwert die Situation zusätzlich.

Zweitens erlebt der Markt einen Abbau von Risikopositionen, der zu einem großen Teil von sogenannten systematischen Investoren ausgeht. Trendfolger oder Investoren, die die Volatilität von Aktien als Maßstab für ihren Risikoappetit verwenden, haben Milliarden in einen Markt verkauft, der nicht bereit war, diese Summen aufzunehmen, was dazu führte, dass die Kurse immer weiter fielen, was weitere Verkäufe nach sich zog usw. usw.

Dieser Risikoabbau ist inzwischen weit fortgeschritten, wichtige Aktienindizes sind überverkauft und die Stimmung ist so schlecht, dass man eigentlich von einer Bodenbildung ausgehen müsste. Aber kein Handelstisch, kein Analyst und kein Stratege lehnt sich derzeit zu weit aus dem Fenster. Der Konsens lässt sich in etwa so zusammenfassen: Eine Aktienerholung ist möglich, aber nicht garantiert, und wenn sie kommt, sollte sie in ihrem Verlauf eher zu weiteren Verkäufen genutzt werden.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Annika Reichelt, Rainer Bürgin, Alexander Kell und Verena Sepp: Wenn zwei sich streiten, UniCredit robbt sich ran, aufwärts, Frühlingsgefühle und Fr-Mo-Fluch.

Wenn zwei sich streiten

Der Handelskonflikt zwischen den USA und Europa spitzt sich immer mehr zu. Einziger Profiteur dessen dürfte laut der Spitzendiplomatin der Europäischen Union Peking sein. “Wer sich ins Fäustchen lacht oder das Ganze von der Seite betrachtet, ist China”, sagte Kaja Kallas am Donnerstag im Interview mit Bloomberg TV. Das Land “profitiert wirklich davon, dass die USA einen Handelskrieg mit Europa führen”. Donald Trump hatte am Donnerstag einen Zoll von 200% auf Wein, Champagner und andere alkoholische Getränke aus Frankreich und anderen EU-Ländern angedroht, nachdem die EU Abgaben auf Whiskey-Exporte aus den USA angekündigt hatte. EZB-Präsidentin Christine Lagarde warnt indes vor den Belastungen, die die Handelsstreitigkeiten für die Weltwirtschaft mit sich bringen könnten. “Wenn es zu einem echten Handelskrieg käme, bei dem der Handel erheblich gedämpft würde, hätte das schwerwiegende Folgen”, sagte sie im BBC-Interview. “Für das Wachstum auf der ganzen Welt und für die Preise auf der ganzen Welt, aber insbesondere in den Vereinigten Staaten.” Aufgrund von Trumps Maßnahmen und Gegenmaßnahmen gebe es inzwischen “ein Maß an Unsicherheit wie lange nicht mehr.”

UniCredit robbt sich ran

Die EZB hat der UniCredit grünes Licht für die Aufstockung ihres Anteils an der Commerzbank auf bis zu 29,9% der Aktien gegeben und damit einen früheren Bloomberg-Bericht bestätigt. Damit hat die Mailänder Bank eine wichtige Hürde für eine mögliche Übernahme des Frankfurter Geldhauses genommen. Bislang übte sie ihren Einfluss vor allem über Derivate aus, nun nähert sie sich der Umwandlung in physische Aktien. Ob es zu einem Deal kommt, ist unklar. Angesichts des politischen Vakuums in Berlin verschiebt UniCredit die Entscheidung über eine mögliche Übernahme “weit über das Ende des Jahres 2025 hinaus”. Nach Angaben eines CoBa-Sprechers ändert sich durch die EZB-Entscheidung nichts Wesentliches. Man sei weiter von der eigenen Strategie überzeugt und konzentriere sich auf deren Umsetzung. Beim Lokalrivalen Deutsche Bank wurde unterdessen heute bekannt, welcher ehemalige Mitarbeiter das Kreditinstitut auf rund 152 Millionen Euro verklagt hat. Es handelt sich um Dario Schiraldi, einen ehemaligen Top-Manager im Asset und Wealth Management. Seine Karriere sei durch ein Strafverfahren in Italien im Zusammenhang mit Monte dei Paschi geschädigt worden.

Aufwärts

So kräftig voran wie seit zwei Monaten nicht mehr ging es heute an Chinas Börse. Mit der Erwartung, dass Peking den Konsum ankurbeln wird, stieg der CSI 300 um 2,4% und erreichte den höchsten Stand in diesem Jahr. Hintergrund der Rally war die Nachricht, dass Finanzministerium, Handelsministerium und Zentralbank am Montag eine Pressekonferenz zum Thema planen. Während ein Konsumwerteindex 5% vorankam, rückte so manche Aktie aus dem Babynahrungsbereich doppelt so stark vor. Eine zu niedrige Zahl von Geburten macht Peking inzwischen Sorge, sodass der Kinderwunsch mit Anreizen gefördert wird. Um fast 60% schnellt im Xetra-Handel heute die Aktie von Steyr Motors hoch, die am Mittwoch bereits 14% und am Donnerstag 34% an Wert gewonnen hatte. Der Hersteller von Dieselmotoren für Panzer und Militärboote erzielte im vergangenen Jahr 61% des Umsatzes durch Lieferungen an die Rüstungsindustrie. Dieser Anteil dürfte in den kommenden Jahren noch steigen, sagte Steyr-Chef Julian Cassutti im Bloomberg-Interview. Profiteur der Steyr-Rally ist auch der Münchner Finanzinvestor Mutares, der Steyr im Oktober an die Börse gebrachte hatte und noch immer die Mehrheit der Anteile hält. Die Mutares-Titel ziehen 14% an.

Frühlingsgefühle

Anleger setzen darauf, dass die Annäherungsversuche von US-Präsident Trump an Moskau im Hinblick auf ein Abkommen zur Beendigung des Krieges in der Ukraine letztlich zu einer Rückkehr Russlands an die Weltfinanzmärkte führen werden. Folglich wetten sie darauf, dass derzeit billige Wertpapiere an Wert gewinnen, wenn die Sanktionen gegen Russland, die nach der Invasion 2022 verhängt wurden, aufgehoben werden. Etwaige Abschläge würden sich auflösen, sobald ein “Tauwetter” einsetzt, meint Iskander Lutsko, Leiter der Abteilung Research und Portfoliomanagement bei Istar Capital in Dubai. Russische Schuldtitel sind ein nachgefragtes Vehikel für entsprechende Geschäfte. Russlands Präsident Putin hat noch Redebedarf mit Trump über einen Waffenstillstand, beharrt aber darauf, dass dieser zu einer langfristigen Beilegung des Krieges führen müsse. Trump reagierte optimistisch auf Signale aus Moskau. Allerdings sei dies bedeutungslos, solange das Endergebnis nicht feststehe. In Europa fielen die Erdgaspreise nach Berichten über eine mögliche Zusammenarbeit zwischen den USA und Russland bei globalen Energieprojekten, einschließlich einer möglichen Wiederinbetriebnahme der Nord-Stream-Pipelines.

Fr-Mo-Fluch

Überlanges Wochenende dank Homeoffice — damit soll jetzt bei der UBS Schluss sein. Wie Financial News berichtet, fordert die Zürcher Großbank nun von ihren Bankern, mindestens drei Tage pro Woche im Büro zu sein — einschließlich eines Montags oder Freitags. Den Angaben zufolge wurde ein Dashboard eingeführt, mit dem Manager und Mitarbeiter verfolgen können, wann sie im Büro sind. Mit ihrem Ansatz verfolgt die UBS bezogen auf das Homeoffice einen flexibleren Ansatz als viele ihrer Konkurrenten. Die Mitarbeiter wurden laut FN am gestrigen Donnerstag über die neue Regelung informiert. Bei der LBBW in Stuttgart hat Bankchef Rainer Neske gerade zu einer besseren Verteilung der Büropräsenz über den Verlauf der Woche aufgefordert, um eine gleichmäßigere Auslastung der bankinternen Infrastrukturen zu erreichen. “Was wir ein bisschen besser in den Griff kriegen müssen, ist das Di-Do-Problem: Dienstag, Donnerstag”, hatte er am Mittwoch bei einer Veranstaltung seiner Bank erklärt. Pfandbriefbanken-Präsident Gero Bergmann erklärte unlängst, die Rückkehr ins Büro sei “nicht mehr aufzuhalten.”

Was sonst noch so passiert ist:

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