Wie so oft hat Friedrich Merz auch am Ende des G7-Gipfels betont, dass die militärische Unterstützung der Ukraine weitergehen wird. “Das, was wir leisten können, wollen wir tun”, sagte er gestern in Kanada. Doch um auf Worte Taten folgen zu lassen, ist mehr nötig. Was die Ukraine vor allem braucht, sind Rüstungsgüter — und diese bestehen zu einem großen Teil aus Stahl. Aktuell sind deutsche Rüstungsfirmen wie Rheinmetall vor allem vom schwedischen Hersteller SSAB abhängig. Zwei deutsche Anbieter sind dabei, das zu ändern. Dillinger, ein vergleichsweise kleiner Produzent an der Grenze zu Frankreich, ist bereits seit 2021 zertifiziert, an das Militär zu liefern. Das Unternehmen, das vor über 200 Jahren mit der Genehmigung des Kriegsherrn Napoleon Bonaparte gegründet wurde, ist bereits in laufende Projekte involviert. Der deutlich größere Stahlproduzent Salzgitter hat bisher noch nicht an die Rüstungsindustrie geliefert — denn eigentlich wollte das Unternehmen gar nicht in die Branche einsteigen. Die Zertifizierung hat es vor einiger Zeit beantragt, um an Organisationen wie das Technische Hilfswerk zu liefern. Doch nach der Rede von US-Vizepräsident JD Vance bei der Münchener Sicherheitskonferenz stand für das Unternehmen fest, dass Europa und Deutschland unabhängiger von den USA werden müssen. “Wenn wir über Resilienz sprechen, dann macht es ja keinen Sinn, in der heutigen Zeit Stahl aus dem Ausland zu beziehen”, so der Leiter der neugegründeten Defense Task Force, Thomas Möllmann. Wenn Salzgitter möglicherweise bereits in den kommenden Wochen die Zertifizierung erhält, könnte auch der niedersächsische Stahlhersteller mit den Lieferungen beginnen. Ein größerer Einstieg von deutschen Stahlproduzenten in die Verteidigungsindustrie ist jedoch nicht zu erwarten. Denn obwohl die Profite höher sind, können die nachgefragten Mengen nicht ansatzweise mit der Nachfrage der Autoindustrie verglichen werden. Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Annika Reichelt, Verena Sepp, Alexander Kell und Stephan Kahl: Drohkulissen, hinterher & vorneweg, goodbye, USA, USA isoliert und Urlaub am Limit. |