Bereits zwei Wochen vor Weihnachten hatte uns Alexander Van der Bellen in Sachen Regierungsbildung alle Hoffnungen an das Christkind zerstört, als er im legendären „Gassi-Interview“ mit seinem Hund Juli zu den Fortschritten der Verhandlungen zur türkis-rot-pinken Zuckerl-Koalition gemeint hatte, er gehe von einem Abschluss der Verhandlungen nicht vor Weihnachten, sondern „irgendwann im Jänner“ aus und nachgesetzt hatte: „Das wär’ normal.“ Dieses so seltsame wie kurze Statement unter dem Regenschirm vor der Hofburg hatte für einige Irritationen gesorgt. Jetzt, in seiner Weihnachtsbotschaft an die Chefredaktion, äußert sich Van der Bellen neuerlich zu den Fortschritten bei der Koalitionsbildung. Man kann sagen: er nähert sich dem Thema, indem er Kreise zieht. Er schreibt: „Österreich ist ein Land der Forschung, des Handwerks, der Detailliebe. Die Menschen in diesem Land finden immer wieder neue Antworten und überraschende Ideen. Sie legen erst dann den Stift beiseite, wenn die bestmögliche Lösung auf dem Tisch liegt. Und selbst dann wird stetig nachjustiert, wo es geht.“ Und das könne manchmal dauern, aber es zahle sich aus, findet der Bundespräsident, um dann zu formulieren: „Im Moment wird zum Beispiel gründlich an einer neuen Regierung geschliffen und gefeilt. So lange wie nötig, so kurz wie möglich.“ Und er appelliert, wir sollten nicht vergessen, dass Gründlichkeit einen Wert hat. „Unsere Zukunft soll schließlich auf starken und tragfähigen Beinen stehen.“ Und so wendet er sich direkt an die Leser und lässt sie wissen: „Trotz allem, was uns im Moment sorgt, bin ich überzeugt, wir bekommen das hin.“ Es ist eine Zuversicht, die längst nicht alle teilen… |