Jenni Thier über halb leere Gläser — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie sonntags das Hauptstadtgeflüst |
|
Jenni Thier über halb leere Gläser — Abonnieren Sie unseren Newsletter Fünf Themen des Tages und erhalten Sie sonntags das Hauptstadtgeflüster direkt in Ihre Mailbox. Über die Feiertage macht der Newsletter eine Pause. Wir sind im Januar wieder für Sie da. | |
|
Wer zum Jahresausklang eher in das halb volle als das halb leere (Sekt-)Glas schauen mag, der könnte sich angesichts der jüngsten Bloomberg-Umfrage unter Ökonomen sagen: Schlechter als 2024 wird es für die deutsche Wirtschaft wohl nicht kommen. Der überwältigenden Mehrheit dürfte allerdings ob der Entwicklungen zum Jahresende mehr nach einem kräftigen Schluck — vielleicht sogar aus der Flasche — zu Mute sein. Denn die Volkswirte haben ihre Erwartungen für Deutschland gesenkt. Sie rechnen für kommendes Jahr nur noch mit einem Wachstum von 0,4% — das sind 0,3 Prozentpunkte weniger als bisher. Um den gleichen Wert korrigierten die Ökonomen auch ihre Prognose für 2026 nach unten, auf ein Wachstum von nur noch 1%. Auch für unsere französischen Nachbarn trüben sich die Aussichten etwas ein, genau wie die der Eurozone insgesamt. Deren BIP soll 2025 um 1% statt den vormals erwarteten 1,2% wachsen. Die Prognose für 2026 sank von 1,4% auf 1,2%. Die Europäische Zentralbank ist zwar etwas optimistischer, lag aber in der Vergangenheit auch schon des Öfteren daneben und überschätzte einen erwarteten Aufschwung. Im Frankfurter Ostend setzen die Ökonomen ihre Hoffnung vor allem in die privaten Haushalte — wo doch die Einkommen steigen und somit mehr Geld zum Ausgeben da sein sollte. Was sicher ist: Das kommende Jahr birgt einige Ungewissheiten, von Trumps “ZÖLLE ohne Ende!!!”-Drohungen bis hin zu der Frage, wie es mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine weitergeht. Und auch innenpolitisch könnte nach den Neuwahlen im Februar eine längere Zeit mit unklaren Verhältnissen folgen. Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Alexander Kell, Rainer Bürgin, Stephan Kahl und Verena Sepp: Volkswagen-Kompromiss, Comeback der Wohnkredite, neuer Autoriese, T minus 28, und KI-Zwischenfazit. | |
|
“Hoffnung gibt es unendlich viel, nur nicht für uns.” Diese Worte stammen vom überzogen pessimistischen Franz Kafka, der 1924 und damit schon vor Gründung des Volkswagen-Konzerns starb. Der nach langem Ringen zwischen VW-Management und IG Metall knapp vor Weihnachten getroffene Kompromiss lässt den Mitarbeitern des strauchelnden Autoriesen zudem Hoffnung, wenn auch in Maßen. Bundesweit sollen 35.000 Jobs weg, aber ohne Werksschließungen und betriebsbedingte Kündigungen. Sorgenfreie Weihnachten dürften dennoch anders aussehen. Beispiel Sachsen: Alle drei VW-Standorte im Freistaat sollen erhalten bleiben. In Dresdens Gläserner Manufaktur wird Ende 2025 jedoch die Fahrzeugfertigung eingestellt. Für die Zeit danach wird ein Alternativkonzept gesucht, auch eine Beteiligung an einem Konzept Dritter wird erwogen. In Wolfsburg indessen sorgt die Nachricht für Unbehagen, dass die Produktion von Golf und Golf Variant ab 2027 nach Mexiko verlagert wird. Künftig sollen am Standort auch die Modelle ID.3 und CUPRA born gefertigt werden. “Die Zukunft des Standorts wird zusätzlich Ende der Dekade mit der Einrüstung des elektrischen Golf und einem weiteren Modell auf der künftigen Elektro-AutoArchitektur SSP gesichert”, hieß es. Bis dahin ist es noch lange hin. Der Anteil chinesischer Autohersteller am europäischen E-Auto-Geschäft ist angesichts der Strafzölle aus Brüssel indessen auf 7,4% gesunken, den niedrigsten Stand seit März. Die Zulassungen des Autoriesen BYD indessen haben sich mehr als verdoppelt, obgleich sie mit weniger als 5.000 noch überaus niedrig sind. | |
|
Nachdem die deutlich gestiegenen Zinsen in den vergangenen zwei Jahren das private Wohnungsbaukreditgeschäft in Deutschland stark gebremst und zu Rückgängen von teilweise 50% geführt hatten, zeigt der Trend inzwischen wieder nach oben. So beliefen sich die Zusagen bei den 50 baden-württembergischen Sparkassen in den ersten zehn Monaten 2024 auf 7,8 Milliarden Euro nach 6 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Das sagte der dortige Sparkassenpräsident Matthias Neth in einem Interview mit Bloomberg. Die Zahlen aus Baden-Württemberg liegen im bundesweiten Trend. Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband sprach zuletzt von einem 20-prozentigen Ansieg der Kredite. Neth warnt aber vor einer Überbewertung. “Es könnte Jahre dauern, bis wir bei den Finanzierungen wieder das Niveau erreichen, was wir beispielsweise noch 2022 gesehen haben”, sagte er. Zwar seien die Zinsen inzwischen wieder gesunken, aber es fehle an Bauland und die Baukosten seien viel zu hoch. | |
|
Der Wettbewerbsdruck aus China belastet nicht nur die deutschen Autobauer. Die ebenfalls angeschlagenen japanischen Hersteller Nissan und Honda haben heute eine Grundsatzvereinbarung für Fusionsgespräche unterzeichnet. Aus einer potenziellen Allianz würde der drittgrößte Autobauer der Welt entstehen, der im Inland Toyota und im Ausland chinesische Rivalen wie BYD herausfordert. Eine Holdinggesellschaft soll das neue Unternehmen beherbergen und bis August 2026 an die Börse gehen. Durch den Zusammenschluss erhoffen sich beide Autobauer neuen Auftrieb. Sie mussten aufgrund schwacher Verkaufszahlen ihre Produktion zurückfahren, wobei Nissan seine jährlichen Gewinnaussichten um 70% kappte. Honda plant zugleich einen Aktienrückkauf im Wert von bis zu knapp 7 Milliarden Euro und wird die Mehrheit der Direktoren der Holding ernennen. Mitsubishi Motors, das zu 24,5% im Besitz von Nissan ist, hat die Absichtserklärung ebenfalls unterzeichnet und wird Teil der Gruppe sein. | |
|
Noch vor Beginn seiner zweiten Amtszeit sorgen Donald Trumps handelspolitische Drohungen und diplomatische Vorstöße weltweit für Aufruhr. Seine “America First“-Agenda hat in Kanada zu einer Regierungskrise geführt. In Europa haben Zollängste die ohnehin wackeligen Regierungen weiter geschwächt. Westliche Regierungschefs suchen fieberhaft nach Wegen, ihre Unterstützung für die Ukraine aufrechtzuerhalten, während Trump auf einen schnellen Waffenstillstand drängt. Im Nahen Osten streben die Trump-freundlichen Führer Israels und der Türkei nach dem plötzlichen Sturz des syrischen Diktators nach einem Vorteil. China verstärkt seine Handelsverteidigung im Vorfeld eines erwarteten Vorstoßes der neuen US-Regierung. “Es gibt ein neues Licht auf der ganzen Welt, nicht nur hier“, sagte Trump in einer Rede am Sonntag in Phoenix. Zuvor hatte er beklagt, dass der Panamakanal überhöhte Gebühren für US-Marine- und Handelsschiffe verlange. Die USA sollten die Kontrolle über den Kanal, der 1999 an Panama übergeben wurde, wieder übernehmen, wenn die Gebühren nicht gesenkt werden, so Trump. Der Präsident Panamas erwiderte, dass die Souveränität seines Landes über den Kanal nicht verhandelbar sei. | |
|
Der Aufstieg von ChatGPT hat zunächst Ängste vor künstlicher Intelligenz ausgelöst, aber die Ergebnisse waren nicht so katastrophal wie befürchtet. Totgesagt wurde wegen der Konkurrenz durch KI-Startups zum Beispiel der Sprachlern-Dienst Duolingo. Stattdessen hat künstliche Intelligenz dem Unternehmen geholfen, die Kosten zu senken und in Bereiche Musik- und Mathematik-Kurse zu expandieren. An der Börse ging es 50% aufwärts. Abwärts ging es zuletzt indessen für Adobe, dessen Foto- und Video-Software besonders der Gegenwind von Akteuren wie OpenAI und Grok entgegenweht. “Es ist noch zu früh, um zu sagen, ob sich ein Unternehmen an die KI anpassen kann oder ob es unter die Räder gerät”, sagte Gil Luria, Chef der Technologieanalyse beim Vermögensberater D.A. Davidson. KI sei die umwälzendste Technologie seit dem Internet. Die Auswirkungen auf den Markt dürften aber erst in mehr als zwei Jahren spürbar werden. Hennion & Walsh Asset Management sieht besonders die im Hintertreffen, die spät in KI investiert haben und zur Aufholjagd gezwungen sind. Ein Index von Unternehmen, die Goldman mit Blick auf KI für bedroht hält, hat seit Ende 2022 um 21% zugelegt. Das US-Börsenbarometer S&P 500 indessen kam 55% voran. | |
Was sonst noch so passiert ist: | |
|
|
Gefällt Ihnen dieser Newsletter? Abonnieren Sie Bloomberg.com, um unbegrenzten Zugang zu Nachrichten, Exklusivmeldungen, Interviews und Analysen von Bloomberg News zu erhalten. Möchten Sie Sponsor dieses Newsletters werden? Nehmen Sie hier Kontakt auf. ___________________________________________________________ Before it's here, it's on the Bloomberg Terminal. Find out more about how the Terminal delivers information and analysis that financial professionals can't find anywhere else. Learn more. | | You received this message because you are subscribed to Bloomberg's Five Things: Germany newsletter. If a friend forwarded you this message, sign up here to get it in your inbox. | | |