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Bayer baut Schulden ab, Roche hat Geld

Mit Blick auf die Neuausrichtung der Medikamenten-Pipeline von Bayer hatte Pharma-Chef Stefan Oelrich im letzten Januar erklärt, der Konzern erwäge Übernahmen in der Größenordnung von 1 bis 5 Milliarden Euro. Ein Jahr später sagte er nun, Bayer strebe keine Pharma- und Biotech-Deals an, deren Volumen zum oberen Rand dieser Spanne hin gehe. Priorität habe stattdessen die Senkung der Schuldenlast. 

Der Konzern habe inzwischen eine Pipeline aufgebaut, die er für sein Wachstum in den nächsten fünf bis sieben Jahren benötige, sagte Oelrich im Bloomberg-Interview am Rande einer von JPMorgan ausgerichteten Healthcare-Konferenz in San Francisco. 

“Übernahmen treten wahrscheinlich in den nächsten rund zwei Jahren in den Hintergrund, da wir versuchen, unsere Verschuldungssituation zu verbessern”, führte er aus. “Wir machen weiterhin Deals, aber vielleicht weniger mit dem Fokus auf den Kauf ganzer Unternehmen.”

Stefan Oelrich Foto: Bryan van der Beek/Bloomberg

Die Gesamtverschuldung von Bayer beläuft sich auf rund 38 Milliarden Euro. Die 63 Milliarden-Dollar-Übernahme des Glyphosat-Hersteller Monsanto erweist sich dabei als nachhaltiger Kater für die Leverkusener. Angesichts Krebsvorwürfe und der damit einhergehenden milliardenschweren Schadenersatzklagen war es ein weniger gelungener Deal. Von den 16 Milliarden Dollar, die Bayer für die Klagen im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichtungsmittel Roundup zurückgelegt hat, sind bereits mindestens 10 Milliarden verbraucht.

Beim Pharmariesen Roche indessen ist sowohl Übernahmeappetit vorhanden als auch die nötigen Milliarden, zugreifen zu können. Nach den Worten von Pharma-Leiterin Teresa Graham können die Schweizer für Deals jährlich rund 10 Milliarden Franken einsetzen. Man schaue sich außerhalb der derzeitigen Fokusgebiete um, sagte sie auf einer Konferenz in San Francisco. Die Medikamenten-Pipeline werde 2026 erheblich anders aussehen als derzeit.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Annika Reichelt, Verena Sepp, Stephan Kahl und Jenni Thier: Bloß kein Schock, Sabotageabwehr, wird Musk zum TikToker?, 100%-Steuer, mehr Urlaub für Banker

Bloß kein Schock

Schon vor seinem Amtsantritt versetzen die Zolldrohungen des designierten US-Präsidenten Donald Trump die internationalen Wirtschaftspartner in Aufregung. Nun scheinen sie Realität zu werden — wenn auch nur schrittweise. Wie zu hören ist, erörtert der Stab des Republikaners schrittweise Zollerhöhungen von rund 2% bis 5% pro Monat. Dieser Ansatz zielt darauf ab, die Verhandlungsposition Washingtons zu stärken und gleichzeitig einen Inflationsschock zu vermeiden. Dabei würde sich die Regierung auf Vollmachten der Exekutive im Rahmen des International Emergency Economic Powers Act stützen, berichteten darüber informierte Personen Bloomberg. Die Erwägungen befinden sich den Angaben zufolge noch im Anfangsstadium und wurden Trump noch nicht vorgelegt. An den Plänen arbeiten unter anderem Scott Bessent, der designierte Finanzminister, Kevin Hassett, der künftige Direktor des Nationalen Wirtschaftsrats, und Stephen Miran, der den Rat der Wirtschaftsberater leiten soll. Während des Wahlkampfs hat Trump Mindestzölle von 10% bis 20% auf alle importierten Waren in Aussicht gestellt und für Importe aus China sogar mit 60% oder mehr gedroht.

Sabotageabwehr 

Angesichts der mutmaßlichen Sabotagefälle in der Ostsee haben sich Deutschland und mehrere Nato-Verbündete aus der Region heute in Helskinki zu einem Sondergipfel getroffen. In den vergangenen 15 Monaten haben offensichtlich Schiffe wichtige Infrastruktur am Meeresboden beschädigt. “Es kann nicht wirklich Zufall sein, wenn so etwas mehrmals im Jahr passiert”, sagte Henna Virkkunen, EU-Kommissarin für technologische Souveränität, Sicherheit und Demokratie, im Vorfeld in einem Interview mit Bloomberg TV. Im Fokus steht dabei auch die sogenannte russische Schattenflotte. Damit sind Schiffe mit unklaren Eigentumsverhältnissen gemeint, mit deren Hilfe Russland Sanktionen zu umgehen versucht. Virkkunens Einschätzung wird von den Gipfelteilnehmern geteilt, wie auch das anschließende gemeinsame Statement deutlich macht. Unter anderem heißt es, dass man “energische Schritte” unternehme, um diesen Bedrohungen zu begegnen. “Wir behalten uns das Recht vor, im Einklang mit dem Völkerrecht gegen alle Schiffe vorzugehen, die im Verdacht stehen, Sanktionen zu umgehen und unsere Sicherheit, unsere Infrastruktur und die Umwelt zu bedrohen.” Die NATO will zudem in der Ostsee eine Flotte von Drohnen im Rahmen einer neuen Sicherheitsmission einsetzen. 

Wird Musk zum TikToker?

Wegen Bedenken um die innere Sicherheit droht dem chinesischen Social-Media-Dienst TikTok in den USA das Verbot. Dem Vernehmen nach prüft Peking deshalb nun eine Option, die Elon Musk in die Karten spielen würde. Dabei erhielte seine Plattform X die Kontrolle über das US-Geschäft von TikTok, sollte es der Kurzvideo-App nicht gelingen, ein Verbot vor Gericht abzuwenden. Mit mehr als 170 Millionen TikTok-Nutzern in den USA dürfte ein solcher Deal das Werbegeschäft von X stärken. Aber das ist nicht alles: Die riesigen Datenmengen der Plattform kämen auch Musks KI-Startup xAI gelegen. Geht es nach dem Willen der chinesischen Regierung, bliebe TikTok im Besitz der Muttergesellschaft ByteDance, wie zu hören ist. Auf der Suche nach Alternativen wandert indessen so mancher TikTok-User zu Xiaohongshu ab. Das chinesische Pendant zu Instagram ist gerade zur am häufigsten heruntergeladenen kostenlosen App auf iOS aufgestiegen. Die App kam erstmals in die Top 10 des Google Play Stores.

100%-Steuer

Um die Wohnungsnot im Land zu bekämpfen, will Spanien eine Steuer von bis zu 100% auf Immobilienkäufe durch Nicht-EU-Bürger einführen. Die Pläne würden besonders Käufer aus Großbritannien und Lateinamerika betreffen. “Nur um uns eine Vorstellung zu geben: Allein im Jahr 2023 haben Nicht-EU-Bürger etwa 27.000 Häuser und Wohnungen in Spanien gekauft — und zwar nicht, um selbst darin zu leben, und auch nicht, damit ihre Familien darin leben. Sondern um zu spekulieren, um Geld damit zu verdienen, was wir in unserem derzeitigen Kontext nicht zulassen können”, sagte Ministerpräsident Pedro Sánchez am Montag bei einem Wirtschaftsforum in Madrid. Die Regierung werde dem Parlament vorschlagen, Immobilienkäufe durch Nicht-EU-Bürger mit einer Steuer von bis zu 100% zu belegen, so Sanchez. Der Plan sei von den Steuersystemen Dänemarks und Kanadas inspiriert. Spanien zieht seit Jahren Immobilienkäufer aus den nördlichen EU-Ländern und Großbritannien an — entweder für den Altersruhesitz oder für Feriendomizile in Regionen wie Andalusien und Valencia. Die Immobilienpreise sind in einigen Regionen so gestiegen, dass viele Einheimische aus dem Markt gedrängt werden. 

Mehr Urlaub für Banker

Angesichts von Fachkräftemangel und demografischem Wandel lassen sich Banken einiges einfallen, um als Arbeitgeber am Markt zu punkten. So haben einige Häuser beispielsweise auf eine 4-Tage-Arbeitswoche umgestellt. Einen anderen Weg geht die VR-Bank Südwestpfalz: sie hat die Anzahl der Urlaubstage hochgeschraubt. Beschäftigte bekommen nun 40 freie Tage im Jahr, statt 30. Die ersten Erfahrungen stimmen Vorstandschef Paul Heim zuversichtlich. “Seit der Umstellung auf mehr Urlaubstage haben wir alle unsere Schlüsselpositionen besetzen können”, erklärte Heim im Bloomberg-Interview. “Die Stimmung in der Bank hat sich insgesamt verbessert.” Das Anwerben und Halten von Mitarbeitern ist gerade für kleinere Banken im ländlichen Raum in den vergangenen Jahren zu einer großen Herausforderung geworden. Sie konkurrieren mit Kreditinstituten in größeren Städten sowie mit anderen Branchen um Mitarbeiter. Allein im dritten Quartal 2024 hatten Banken und Fintechs in Deutschland rund 42.000 freie Stellen öffentlich ausgeschrieben, wie Daten der Berliner Index Gruppe zeigen.

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