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Mit Diplomatie gegen Zollwut

Bundesfinanzminister Jörg Kukies rät der EU, mit der neuen US-Regierung unter Donald Trump ins Gespräch zu kommen, statt gleich auf Vergeltungsmassnahmen für etwaige Zölle zu setzen und damit die Eskalation eines Handelstreits mit einem wichtigen Verbündeten zu riskieren.

“Ich würde nicht über Vergeltungsmaßnahmen sprechen wollen, wenn es noch nichts zu vergelten gibt”, sagte Kukies am Mittwochmorgen bei Bloomberg TV in Davos. “Wer weiß, vielleicht gibt es, so wie ich den Präsidenten gestern verstanden habe, auch Raum für Gespräche”, so Kukies im Interview mit Francine Lacqua beim Weltwirtschaftsforum.

Jörg Kukies. Foto: Hollie Adams/Bloomberg

Am Dienstag hatte Trump erneut Zölle von 10% auf alle Importe aus China ins Spiel gebracht, die eventuell bereits Anfang Februar verhängt werden könnten. Im Wahlkampf hatte Trump von Abgaben in Höhne von 60% auf chinesische Produkte gesprochen. Auch die EU zog seinen Unmut auf sich angesichts eines Handelsdefizits von 350 Milliarden Dollar. “Sie behandeln uns sehr sehr schlecht, deshalb kommen Zölle auf sie zu”, polterte der US-Präsident gestern. 

Kukies setzt derweil auf Diplomatie. “Unabhängig davon, wie die Politik gestaltet wird, liegt es immer in unserem Interesse, unserem größten Verbündeten nahe zu sein und die transatlantischen Beziehungen zu stärken,“ so der Finanzminister.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Alexander Kell, Rainer Bürgin, Annika Reichelt und Verena Sepp: Urinstinkte freigesetzt, sehr starke Position?, grün verblasst, wechselhaftes Herzogenaurach und Zentralbanker-Konsens.

Urinstinkte freigesetzt

Die globale Wirtschaftselite in Davos ist erst einmal erleichtert, dass US-Präsident Donald Trump bislang nur über Handelskriege geredet, aber noch keinen begonnen hat. Nomura-Topmanager Christopher Willcox vertritt die Ansicht, dass Zölle im ersten Jahr zwar die Teuerung schüren, sich dies im Laufe der Zeit jedoch ändern könne. “Im Grunde müssen Zölle nicht inflationär sein”, sagte er in Davos im Gespräch mit Bloomberg TV. “Wenn die Zollerhöhungen mit einem Anstieg des Dollars einhergehen, kann das die inflationären Auswirkungen ausgleichen.” HSBC-Asienökonom Frederic Neumann verwies mit Blick auf Peking darauf, dass die Zolldrohungen aus Washington zu einer schwierigen Zeit für die Wirtschaft kämen. “Es gibt nicht wirklich viel, was China tun kann, außer zu versuchen, zu verhandeln.” Standard-Chartered-Chef Bill Winters sagte in Davos, der Wiedereinzug Trumps ins Weiße Haus habe in der Wirtschaft die “Urinstinkte freigesetzt”: Es werde geschaut, wie sich in Themen investieren lasse, die für die USA in den Vordergrund rückten. Die Frage sei zudem generell, in welche Richtung sich das Verhältnis der USA zu China entwickeln werde und was das für den Rest der Welt bedeuten wird.

Sehr starke Position?

Unions-Kanzlerkandidat Friedrich Merz hat in Davos für den Fall eines Wahlsiegs den Fokus auf eine Wende in der Wirtschaftspolitik und deren Dringlichkeit betont. “Die deutsche Wirtschaft bleibt schon seit Jahren hinter ihren Möglichkeiten zurück, nicht erst seit 2021, als die amtierende Regierung antrat”, sagte Merz auf dem Weltwirtschaftsforum. Es gelte strukturelle Defizite zu überwinden und die mangelnde Wettbewerbsfähigkeit, die die “gesamten Industrie” betreffe. “Jede Entscheidung meiner künftigen Regierung wird nur eine Frage haben: Ist sie gut für die Wettbewerbsfähigkeit unserer Industrie?“ Zur Entlastung bei den Energiekosten schlug er eine Subventionierung der Netzkosten vor. Mit Blick auf eine künftige Koalition sagte Merz, die Union müsse bei den Wahlen im Februar eine “relativ starke Mehrheit“ gewinnen. Sobald nur noch ein Koalitionspartner benötigt werde und zwei zur Verfügung stünden, “sind wir strategisch in einer sehr starken Position und das ist mein Ziel”, so Merz. “Sobald wir diese Optionen haben, werden die anderen beiden extrem flexibel sein.“ Eine Wahlumfrage von YouGov sieht die CDU/CSU inzwischen 2 Prozentpunkte schwächer bei 28% und die SPD bei 19% (+1) - und damit gleichauf mit der AfD. Die Grünen kommen auf 15% (+1). 

Grün verblasst

Einige Wall-Street-Schwergewichte wie Goldman Sachs, Bank of America, JPMorgan und zuletzt Blackrock haben Klimainitiativen wegen rechtlicher und politischer Bedenken bereits den Rücken gekehrt. Laut Helaba-Chef Thomas Groß könnte die eine oder andere europäische Bank nachziehen und sich aus der Klimalobby Net-Zero Banking Alliance verabschieden. Während die Helaba an der Gruppe festhält, hofft Groß, dass der Abschied mancher Banken aus der Initiative keine komplette Abkehr von deren Klimazielen bedeutet. “Man kann über das Tempo an der einen oder anderen Stelle reden. Man sollte aber nicht vom Ziel ablassen”, sagte er auf einer Veranstaltung in Frankfurt am Dienstagabend. Besonders die rechtlichen Anforderungen, die mit der Einhaltung von Klimazielen einhergehen, sind Banken zunehmend ein Dorn im Auge. In den USA kommt der republikanische, anti-grüne Gegenwind hinzu, der sich unter dem neuen Präsidenten Donald Trump zu einem Sturm auswachsen könnte. UBS-Chef Sergio Ermotti sagte in einem Interview mit Bloomberg-Chefredakteur John Micklethwait in Davos, man müsse die Situation “sorgfältig analysieren.”

Wechselhaftes Herzogenaurach

Dank eines Sprints zum weihnachtlichen Jahresende mit starker Nachfrage nach klassischen Sportschuhen wie dem Samba und dem Abverkauf der schwindenden Yeezy-Bestände hat Adidas die Erwartungen übertroffen. Im vierten Quartal erwirtschaftete der Sportartikelhersteller ein Betriebsergebnis von 57 Millionen Euro, im Vorjahr war noch ein Verlust von 377 Millionen Euro angefallen. Damit stieg das Betriebsergebnis für das Gesamtjahr vorläufigen Berechnungen zufolge auf 1,3 Milliarden Euro von 268 Millionen im Vorjahr und lag damit höher als im Oktober prognostiziert. “Wir sehen Potenzial, unseren Marktanteil in allen Märkten zu steigern”, sagte CEO Bjørn Gulden. Adidas legten um bis zu 6,8% zu. Um zeitweise fast 19% abgesackt indessen ist heute die Schaeffler-Aktie angesichts der Nachricht, dass die Marge noch mehr unter Druck geraten ist als befürchtet. Die Titel des wie Adidas in Herzogenaurach ansässigen Automobil- und Industriezulieferers rutschte auf ein Rekordtief.

Zentralbanker-Konsens

Nach Ansicht von EZB-Rat Klaas Knot sind die Wetten der Anleger auf Zinssenkungen der Zentralbank im Januar und März angemessen. “Ich bin mit den Markterwartungen für die kommenden beiden Sitzungen ziemlich zufrieden”, sagte der niederländische Zentralbanker am Mittwoch in einem Interview in Davos gegenüber Bloomberg TV. “Ich bin noch nicht davon überzeugt, dass wir in den Stimulierungsmodus wechseln müssen”, so der geldpolitische Falke im EZB-Rat weiter. Sein spanischer Kollege José Luis Escrivá pflichtete Knots Zinsausblick bei. “Der Markt erwartet eine weitere Senkung um 25 Basispunkte”, sagte der Notenbankchef. “Ich habe das Gefühl, dass dies das wahrscheinlichste Szenario ist”, fügte er hinzu und bezeichnete eine solche Entscheidung als “gut”. Analysten und Händler gehen davon aus, dass der Einlagensatz der Europäischen Zentralbank bis Mitte des Jahres auf 2% fallen wird. EZB-Präsidentin Christine Lagarde wird am Nachmittag über die Wettbewerbsfähigkeit Europas sprechen. Gegenüber CNBC erklärte sie, dass die schrittweisen Zinssenkungen wahrscheinlich fortgesetzt werden. SNB-Chef Martin Schlegel bekräftigte in Davos, dass sich die Schweizer Währungshüter auch künftig nicht scheuen werden, am Devisenmarkt einzugreifen. Großvolumige Interventionen hatten Washington in der ersten Amtszeit von Donald Trump dazu veranlasst, die Eidgenossenschaft als Wechselkurs-Manipulator zu brandmarken. 

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